Mozarteum Salzburg

Fünf im gleichen Kleid

(Five Women Wearing the Same Dress)

Von Alan Ball

Deutsch von Michael Walter
Abschlussproduktion des 3. Jahrgangs Schauspiel


MINDY Sagt mal, blute ich?
TRISHA Soviel ich sehe, nein.
MINDY geht zum Spiegel Kommt schon noch. Heute ist mal wieder so'n Tag, wo ich ständig wo anstoße. Kennt ihr das? Normalerweise bin ich sehr grazil, aber in diesem Kleid fühle ich mich wie Bigfoot. Ich bin gerade voll gegen einen Küchenschrank gedonnert. Einfach dagegengeknallt. Als wär in dem Schrank ein riesengroßer Magnet und ich hätte eine Stahlplatte im Kopf. KaWUMM. Nach diesem Empfang hier wird man mich wahrscheinlich nähen müssen. Dreht sich zu den andern um. Ich hab entsetzlich Schiß. Ich hab Schiß, daß ich was anstelle, was die Hochzeit versaut und was mir Scott niemals verzeihen wird. Wie damals, als ich mitten in seiner Weihe zum Eagle-Pfadfinder gerülpst habe. Mein Therapeut meint, ich sei neidisch gewesen, weil ich kein Eagle-Pfadfinder werden konnte. Aber das ist unwahrscheinlich. Ich war schließlich schon neunzehn. Ich glaube, ich hatte einfach bloß ein altes Thunfischbrötchen gegessen. Sie bemerkt Georgeannes Tränen. Oh, das ist wohl nicht der passende Moment. Tut mir leid. Ich verschwinde wieder. Sie geht ab und schmeißt unterwegs etwas um. Na bitte. Meine Rede.

 

Premiere am 12. März 2004 im großen Studio 


Frances: Caroline Betz
Meredith: Anna-Lena Zühlke
Trisha: Martina Dähne
Georgeanne: Juliane Meckert
Mindy: Ute Seraina Schramm
Tripp: Hendrik Fritzsche

Regie: Karsten Schiffler
Ausstattung: Caroline Strasser, Pia Imbar, Kristina Müller
Dramaturgie: Markus Trabusch



Salzburger Nachrichten am 15. März 2004

Fünf Frauen, ein Kleid

 

Die Schauspielabteilung der Universität Mozarteum führt von Zeit zu Zeit vor, wie es um die Ausbildung der Studierenden steht. Im Falle des Abschluss-Jahrgangs mussten fünf Schauspielerinnen und ein Herr bedient werden. Gastprofessor Karsten Schiffler fand eine perfekte Komödie: "Fünf Frauen im gleichen Kleid" von Allan Ball, Drehbuchautor von "American Beauty".

Die fünf Frauen passen in der Tat perfekt. Eine Hochzeit ist im Gange, und die Fünf sind Brautjungfern im gleichen Kleid. Abseits der Hochzeitsgesellschaft entblättern sie sich nach und nach. Eine ist die Schwester der Braut. Deren Freundin hat den falschen Mann geheiratet. Eine der Freundinnen ist Lesbe, eine andere lebt ihre verstockten christlichen (Moral-)Vorstellungen, eine weitere rebelliert gegen die gesellschaftlichen Normen. Und alle zusammen ergeben den Kontrapunkt zum schönen Schein des Hochzeitens.

Es ist bemerkenswert, wie jede der Fünf sich ein eigenes Profil gibt. Jeder Auftritt, jede Geste, jeder Dialog sitzt auf staunenswert präzise, ausgefeilte, dabei natürlich wirkende und weit mehr als nur komödiantische Art.

Caroline Betz, Anna-Lena Zühlke, Martina Dähne, Juliane Meckert und Ute Seraina Schramm sind unverwechselbare Charaktere und ein exzellentes Ensemble. Hendrik Fritzsche, der spät in diese Damen-Gesellschaft einbricht, steht da bedauernswert fast auf verlorenem Posten.

Die Regie Karsten Schifflers strukturiert behutsam, bedient mustergültig den Lach-Mechanismus und spürt den Hinter-Sinn auf. Heraus kommt eine absolut professionelle, erfrischend unverbrauchte Aufführung.